Confidente

Türkei, 1999: Sabiha arbeitet in Ankara bei einer Erotik-Hotline. Nach einem Erdbeben ruft ein junger, unter Trümmern verschütteter Kunde an und bittet sie um Hilfe. Sabiha wird in ein politisches Komplott verwickelt, aus dem es kein Entrinnen gibt … Der spannungsreiche türkische Thriller lässt Macht und Moral in einem Erotik-Callcenter kollidieren.

Seit der Trennung von ihrem Mann, mit dem sie einen erbitterten Sorgerechtsstreit um ihren Sohn führt, verdient sich Sabiha ihren Lebensunterhalt bei einer Erotik-Hotline in Ankara. Unter dem Pseudonym Arzu nimmt sie Anruf um Anruf entgegen und geht routiniert und sensibel auf die Wünsche ihrer Kunden ein. Perverse sind darunter, aber auch distinguierte Senioren, die nur reden wollen, oder Streiche spielende Teenager. Als während einer Nachtschicht in Istanbul ein verheerendes Erdbeben ausbricht, meldet sich ein junger Kunde, mit dem sie kurz zuvor gesprochen hat. Unter Trümmern begraben, fleht er Arzu um Hilfe an. Beim Versuch, diese telefonisch zu organisieren, wird sie in ein brisantes politisches Komplott hineingezogen … Als Kammerspiel im Callcenter und aus feministischem Blickwinkel deuten Guillaume Giovanetti und Çağla Zencirci die Ereignisse rund um das Erdbeben im August 1999 um, das die Türkei in mehrfacher Hinsicht erschüttert hat: Weil es Tage dauerte, bis der Staat Rettungsmissionen auf den Weg brachte, organisierte sich die Zivilbevölkerung selbst. In «Confidente» ist es eine einfache Frau aus der Unterschicht, die mit Empathie und Menschenkenntnis die Dinge anpackt – mit nichts als dem Hörer in der Hand. Eine intensive, klaustrophobische, hochspannende One-Woman-Show gegen patriarchale Heuchelei und die Korruption der Eliten.