Tardes de soledad

Zwischen Heroismus, Narzissmus und Brutalität: Albert Serra begleitet den peruanischen Star-Matador Andrés Roca Rey in die Stierkampfarenen Spaniens und zeigt die Absurdität des umstrittenen Spektakels, ohne es zu kommentieren. Ein so faszinierender wie fesselnder Dokumentarfilm, der die Gemüter spaltet.

Der Peruaner Andrés Roca Rey ist der berühmteste Torero Spaniens. Mehr als drei Jahre lang hat der katalanische Regisseur Albert Serra – bekannt für so erratische Spielfilme wie «Pacifiction» oder «Història de la meva mort» – den Matador bei seinem blutigen, lebensgefährlichen Handwerk begleitet. Herausgekommen ist ein verstörendes Werk, das das brutale Ritual so zeigt, wie man es noch nie gesehen hat: Die Kamera rückt nah an den prachtvoll eingekleideten Torero heran, der in einer einstudierten Choreografie die mehr oder weniger kampfwilligen Stiere umkreist; das Publikum bleibt ausgeblendet. Das befremdliche Spektakel, das dem Stierkämpfer höchste Konzentration abverlangt, und das Sterben der Tiere hält der Regisseur in unkommentierten Bildern fest – als «Nachmittage der Einsamkeit», so der Filmtitel. Vor seiner Weltpremiere beim Filmfestival San Sebastián 2024 löste der Film wütende Reaktionen und Boykottaufrufe aus, ohne dass ihn jemand gesehen hatte. Umso grösser war die Überraschung, als er den Hauptpreis, die Concha de Oro, gewann. Die Jury begründete dies so: «Die künstlerische Kraft und überwältigende Bildsprache dieses Werkes lassen dem Publikum Raum zum Urteilen. Wir glauben an die Macht der Kunst, etwas zu bewegen. Dieses Werk ermöglicht uns über Grenzen künstlerischen Ausdrucks nachzudenken, über Angst, Brutalität oder Maskulinität.»

 

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So 05 10 25 / 19:30
Mi 08 10 25 / 20:30
Fr 17 10 25 / 16:30
Di 21 10 25 / 14:30
Sa 25 10 25 / 16:30
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