Töchter und Söhne von Verdingkindern brechen das Schweigen. Sie gehen in Archive, durchstöbern Dokumente und studieren Fotoalben. Und stossen auf mächtige Behörden, Vorurteile, überforderte Familien und die verzweifelten Kämpfe von Müttern um ihre Kinder. Der Film bringt eines der dunkelsten Kapitel der Schweizer Geschichte zur Sprache.
Bis in die 1980er-Jahre wurden in der Schweiz hunderttausende Kinder von den Behörden oder ihren Familien in Heimen oder als Verdingkinder bei Bauernfamilien platziert. Die Berner Regisseurin Corinne Kuenzli dokumentiert in ihrem Film einige dieser schweren Schicksale und bringt dabei die Albträume, Familiengeheimnisse und die von Einsamkeit, Gewalt und Sprachlosigkeit geprägte Kindheit und Jugend dieser ehemaligen Heim- und Verdingkinder ans Licht, sowie die Auswirkungen auf deren Söhne und Töchter. Gemeinsam suchen sie nach Akten in Archiven von Vormundschaftsbehörden und Sozialämtern, durchstöbern Dokumente, studieren Fotoalben und stossen dabei immer wieder auf unglaubliche Zeugnisse einer bigotten und heuchlerischen Gesellschaft. So etwa, wenn ein heute 82-Jähriger, der als Baby seiner damals zwanzigjährigen, mittellosen Mutter weggenommen und an neun verschiedenen Orten fremdplatziert worden war, in den Akten liest, die Mutter «scheint überhaupt einen unsittlichen Lebenswandel zu führen». Dass der Bundesrat erst 2013 das an diesen Kindern verübte Unrecht anerkannte und sie um Verzeihung bat und dass die Genugtuungszahlungen sich bis ins Jahr 2024 hinzogen, erfährt man am Ende dieses unter die Haut gehenden Films. Eindrücklich dokumentiert er einen übergriffigen und hartherzigen Staat, dessen Opfer sowie deren Kinder bis heute mit den Folgen zu kämpfen haben.
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