Der Grossvater des Regisseurs arbeitete als Kaminfeger in schwindelerregender Höhe. Für den Buben war er Glücksbringer und Verkörperung des starken Mannes – bis er sich im hohen Alter das Leben nahm. Edwin Beelers Familienchronik ist sowohl Sittengemälde schweizerischer Befindlichkeiten als auch Reflexion über Schweigen, Scham und unterdrückte Gefühle.
1989 erschoss sich der Grossvater des Filmemachers Edwin Beeler («Hexenkinder») im Keller seines Hauses in Oberägeri im Kanton Zug. Als Kaminfeger und Dachdecker war er im Dorf sehr angesehen, und Edwin Beeler war als Erstgeborener sein Lieblingsenkel. In den 1960er-Jahren war das Dorf seiner Grosseltern für Beeler ein Stück heile Welt; er sei immer gerne dort gewesen, erklärt Hanspeter Müller-Drossaart als Erzähler. David Meile tollt als Beelers kindliches Alter Ego glücklich auf einer Frühlingswiese herum. Später entdeckt er auf dem Dachboden alte Fotografien der Urgrosseltern. So beginnt er, sich in die Geschichte seiner Vorfahren und die Abgründe der unbegreiflichen Tat des Grossvaters zu vertiefen. Durch Gespräche mit seiner Mutter Anna Beeler-Nussbaumer, weiteren Verwandten und Zeitzeugen – etwa dem ehemaligen Bürgerratspräsidenten und dem früheren Gemeindepräsidenten von Oberägeri – lässt Edwin Beeler mit viel Geschick ein Jahrhundert Innerschweizer Sozial- und Familiengeschichte lebendig werden. Darüber hinaus evoziert er mit Objekten und Spielzeugen aus seiner Kindheit, Archivbildern, Postkarten und Ausschnitten aus Familienfilmen eine versunkene bäuerliche Welt, in der man nicht über Gefühle sprach und aus der heute ein Ghetto für Superreiche geworden ist.
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