40 Jahre Kinok: Orlando

Der junge Adlige Orlando beginnt seine Suche nach Liebe und Freiheit am Hof von Queen Elisabeth I. Die Königin schenkt ihm ihre Gunst und weist ihn an, niemals zu altern. 400 Jahre später überwindet Orlando als Frau ihr biologisches und kulturelles Schicksal. Sally Potters kongeniale Verfilmung von Virginia Woolfs legendärem Roman machte Tilda Swinton zum Star.

Als wäre es nicht weiter verwunderlich, wacht der im 16. Jahrhundert geborene und immer jung gebliebene Edelmann Orlando zu Beginn des 18. Jahrhunderts unvermittelt als Frau auf, betrachtet sich im Spiegel und meint mit einem direkten Blick in die Kamera: «Same person. No difference at all. Just a different sex.» Orlandos geschlechtsgebundene Erfahrungen sind ein ironisch-kritisches Spiegelbild der gesellschaftlichen Vorherrschaft des Mannes und des wachsenden emanzipatorischen Bewusstseins der Frau. Aus Virginia Woolfs 1928 veröffentlichtem Roman machte Regisseurin Sally Potter einen kongenialen, opulent ausgestatteten Kinofilm, der das Publikum durch vier Jahrhunderte bis in die Gegenwart führt. Frauen hinter der Kamera war eine Initiative von filminteressierten Frauen aus dem Kinok-Umfeld, darunter Kinok-Mitbegründerin Monika Lieberherr. 1991 begannen sie, die Filmgeschichte von Regisseurinnen aufzuarbeiten und regelmässig Werke von Filmemacherinnen zu zeigen – ein hart erkämpfter Programmplatz. Dank ihnen waren auch Sally Potters erste Filme, «The Gold Diggers» und «I Am an Ox, I Am a Horse, I Am a Man, I Am a Woman», im Kinok zu sehen. Die erste Begegnung mit «Orlando» war für die Kuratorinnen ein Ereignis. Unterdessen ist Sally Potters Werk zum Kultfilm avanciert, die damals 32-jährige Tilda Swinton längst ein Star.

 

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So 09 11 25 / 17:50
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