Theater 58 - Jan der Idiot

Ein beklemmend sinnlicher, spannender und unmittelbar zugänglicher Text, weder platt oder anbiedernd noch hymnisch abhebend.


Worum geht es? Um Liebe, Eifersucht, Hass. Um die alte, ewig neue Geschichte der Frau zwischen zwei Männern, die eine klare Wahl trifft – und ihr zum Opfer fällt. Es geht um die ungleichen Rivalen: den Schuft, einen den Leidenschaften seines Herzens ausgelieferten Menschen im Guten wie im Bösen, den Mörder. Und um den Reinen, den tumben Tor, den Unschuldigen, der die Schuld auf sich nimmt – den Idioten.


Das Thema ist zeitgemäss und doch zeitlos. Es ist weit mehr als eine banale Dreiecksgeschichte mit Mord, Alkoholproblematik und dem Traum von der Flucht auf eine Insel, in die heile Welt. Es geht um die menschliche Existenz schlechthin. Silja Walter zeigt überzeugend, dass das Gute und Böse in jedem Menschen angelegt ist. Das Stück endet tragisch und folgerichtig wie eine antike Tragödie, mit der Überführung des Mörders wie ein Krimi, mit der Schuldübernahme durch den Reinen wie ein mittelalterliches Mysterienspiel.


Silja Walter ist mit diesem Schauspiel über sich selbst hinausgewachsen. Ihre Bilder sind von grosser Gestaltungskraft, ihre Sprache ist wortgewaltig. Stille und Ausbrüche wechseln sich ab und nehmen das Publikum gefangen.


von Silja Walter