Goodbye Julia

Nachdem die wohlhabende Mona durch unglückliche Umstände den Tod eines Familienvaters mitverschuldet hat, nimmt sie die ahnungslose Witwe mit ihrem Sohn bei sich auf. Das elegante und exquisit gefilmte Drama um Schuld und Sühne und zwei Frauen am Vorabend der Teilung des Sudan sorgte in Cannes für Aufsehen.

Khartum 2005: Die gutsituierte Mona lebt mit ihrem Ehemann in einer grossen Villa und führt widerwillig den Haushalt. Früher war sie eine bekannte Sängerin, doch ihr Mann will nicht, dass sie weiterhin auftritt. Nicht nur zwischen den Eheleuten ist das Verhältnis angespannt, auch in Khartum ist die Stimmung aufgeheizt. Wenige Wochen nach einem Friedensabkommen, das den jahrzehntelangen Bürgerkrieg zwischen dem Südsudan und dem Norden beenden sollte, kommt es erneut zu Ausschreitungen. Als Mona sich durch unglückliche Umstände mitschuldig macht am Tod eines Familienvaters, nimmt sie dessen Witwe Julia und ihren kleinen Sohn bei sich auf, ohne dass die beiden ihre wahren Beweggründe kennen. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine Freundschaft, doch die Harmonie ist nicht von Dauer … Regisseur Mohamed Kordofani ist filmischer Autodidakt und wurde mit seinem Erstling gleich nach Cannes eingeladen, wo er mit Standing Ovations gefeiert wurde. «Goodbye Julia» setzte seine steile Karriere an über 30 Festivals fort, wurde mit Preisen überhäuft und von der Kritik gerühmt. Das Werk besticht durch sein stimmiges Ensemble, die exquisite Kamera und das raffinierte Drehbuch, das eine komplexe Gemengelage in ein spannendes, intimes Drama verpackt. Der Film beleuchtet ein Land, das sich – von der Weltöffentlichkeit kaum beachtet – aktuell erneut in einem brutalen Krieg und der weltweit grössten Flüchtlings- und Hungerkrise befindet. Anne-Katrin Müller schreibt in Kunst+Film: «Ein Ehe-Zwist als Prolog zur Teilung der Nation: Bewunderungswürdig elegant zeigt Regisseur Mohamed Kordofani, wie Rassismus die Zwei-Klassen-Gesellschaft des Sudans prägt – das führte 2011 zur Spaltung. ‹Goodbye Julia›, vermutlich der erste sudanesische Spielfilm, der hierzulande auf die Leinwand kommt, ist ein kleines Meisterwerk. Kordofanis Debüt besticht durch seine aussergewöhnliche kompositorische Eleganz: Der Regisseur verflicht ein privates Drama um Schuld und Sühne derart geschickt mit der turbulenten jüngsten Geschichte seines Landes, dass letztere durch ersteres erklärt wird – was keine Sekunde lang konstruiert oder didaktisch wirkt. So wird ‹Goodbye Julia›, obwohl nur eine Handvoll Personen beteiligt ist, zum ausdrucksstarken Gesellschaftspanorama.»