Bolero

1928, während Paris im Rhythmus der Roaring Twenties schwingt, beauftragt die Tänzerin Ida Rubinstein den Komponisten Maurice Ravel mit der Musik für ihr nächstes Ballett. Der Musiker schreibt sein berühmtestes Werk: den Bolero. Regisseurin Anne Fontaine schildert in ihrem opulenten Kostümfilm die Entstehung von Ravels zeitlosem Meisterwerk.

1928 trifft sich in den Salons der Pariser Gesellschaft die internationale künstlerische Avantgarde, mittendrin Maurice Ravel, der damals bedeutendste französische Komponist von Weltrang. Für die extravagante russische Tänzerin Ida Rubinstein soll er die Musik zu ihrem neuen Ballett «in spanischem Stil» komponieren, doch der sensible Ravel fühlt sich blockiert und ohne Inspiration. Immer wieder tauchen quälende Erinnerungen an frühere Misserfolge und traumatische Erlebnisse auf – die fünfmalige Verweigerung des Prix de Rome, der Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg und der Tod der geliebten Mutter –, die sich mit Begegnungen mit der Pianistin Marguerite Long und seiner Muse und Seelenfreundin Misia Sert verweben. Inspiration kommt schliesslich von unerwarteter Seite: durch den stampfenden Rhythmus von Fabrikmaschinen und einen spanischen Schlager. Diese Klangfarben verbindet Ravel zu einem hypnotischen Orchesterwerk in Endlosschleife, das sich in einem mitreissenden Crescendo bis hin zur finalen Explosion steigert. Bereits bei der Uraufführung am 22. November 1928 ein grosser Erfolg, hat Ravels Bolero bis heute nichts von seiner Popularität eingebüsst. Regisseurin Anne Fontaine («Coco avant Chanel», «Gemma Bovary») wuchs in einem von Musik geprägten Elternhaus auf und hat eine Ausbildung in klassischem Ballett. Die Motivation zu ihrem feinsinnigen und eleganten Biopic war, Musik und Tanz in einem Film zu vereinen und der enigmatischen Persönlichkeit Ravels – über sein Privatleben kann bis heute nur spekuliert werden – sowie dem Entstehungsprozess dieses ausserordentlichen Werkes näherzukommen. Wie durch ein Wunder bekam die Filmcrew die exklusive Erlaubnis, Innenaufnahmen in Ravels langjährigem Wohnsitz «Le Belvédère», heute ein Museum, in Montford-l’Amaury zu drehen. Ian Haydn Smith schreibt für das International Film Festival Rotterdam, wo der Film im Januar seine Weltpremiere feierte: «Basierend auf der hervorragenden Monografie Maurice Ravel des französischen Musikwissenschaftlers Marcel Marnat (1986) fängt Fontaines Drama das Leben des Komponisten mit Leidenschaft, Intelligenz und Witz ein, nicht zuletzt dank Raphaël Personnaz als Ravel, mit exzellenter Unterstützung durch Jeanne Balibar, Doria Tillier und Emmanuelle Devos.»